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Dein Selbstwert lebt in dir, nicht in anderen

Dein Selbstwert lebt in dir, nicht in anderen

Selbstwert; Substantiv
Definition: ein Gefühl für den eigenen Wert als Mensch

In unseren Beziehungen – egal ob romantisch oder platonisch – haben wir eine seltsame Angewohnheit entwickelt. Wir legen unseren Selbstwert in die Hand eines anderen, in die eines Partners, Freundes, Chefs oder Familienmitglieds. Plötzlich machen wir sie dafür verantwortlich, wie wertvoll und geliebt wir uns fühlen.

Wie jeder andere habe ich Ablehnung und Wertlosigkeit erlebt, besonders nach Beziehungstrennungen. Erst in meinen späten 40ern wurde mir klar, dass ich Verantwortung für meinen eigenen Selbstwert übernehmen musste. Ich sah, dass mein Selbstwertgefühl nicht in der Verantwortung anderer lag, sondern in meiner eigenen.

Von klein auf werden wir darauf konditioniert, auf andere zu schauen, um herauszufinden, wie würdig und liebenswert wir sind. Aber als Erwachsene haben wir die Möglichkeit, diese Gewohnheit zu überwinden und uns zu befreien. Freiheit bedeutet das Konzept von wertvoll und wertlos ganz loszulassen.

 

Romantik und Selbstwert

Ohne uns dessen bewusst zu sein, sagen wir unserem Partner oft etwas in der Art von:
„Ich lege meine Wertigkeit in deine Hände. Du bist jetzt dafür verantwortlich, wie liebenswert, begehrenswert, attraktiv und wertvoll ich mich fühle. Ich erwarte, dass Du dieser Verantwortung mit Respekt begegnest und mich und meine Gefühle priorisierst. Und wenn du das nicht tust, werde ich mich zurückgewiesen, enttäuscht, verlassen, traurig, wütend, einsam und letztendlich unwürdig fühlen – und es wird deine Schuld sein.“

Natürlich sprechen wir diese Worte nie laut aus – sie sind eine unbewusste Haltung innerhalb unserer Beziehung. Ich glaube, unsere Liebes-Beziehungen wären um einiges einfacher, wenn wir sie laut aussprechen würden.

 

Selbstwert, Abhängigkeit und Co-Abhängigkeit

Wenn ich meinen Selbstwert in die Hände eines anderen gebe, begebe ich mich in eine Abhängigkeit. Übernehme ich es, dafür für ihren Selbstwert zu sorgen, begebe ich mich in eine Co-Abhängigkeit. Auch hier gehen wir, ohne es laut auszusprechen, eine Art Handel ein und die Bedingungen sind in etwa so:

„Mein Wert und späteres Glück hängen von dir ab. Ebenso sollte dein Glück und Wert von mir abhängen. Du gibst mir das Gefühl, würdig und glücklich zu sein und ich werde dir dasselbe zurückgeben. Einverstanden?“

Als mir dieses Abhängigkeitsmuster bewusst wurde, hatte ich keine Ahnung, wie ich da herauskommen sollte. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich das hätte anfangen sollen. So vergingen ein paar Jahre, indem ich einfach das Muster beobachtete und das Gefühl von Unbehagen und Schmerz erkannte, welches es oft verursachte.

 

Wie kommen wir von der Abhängigkeit in die Freiheit?

Es war klar, dass es da Arbeit zu erledigen gab, aber es ging nicht darum, an meinem Partner oder meiner Beziehung zu arbeiten. Stattdessen sah ich, dass die Quelle meines geringen Selbstwertgefühls in mir selbst lebte. Es hatte nichts mit einer anderen Person zu tun. Gar nichts. Nicht einmal, wenn sie mich missachtet, verurteilt oder fallen gelassen hatten. Das war eine erstaunliche Entdeckung, denn es bedeutete, dass ich mich nicht auf andere verlassen musste, um meinen Selbstwert zu finden.

 

Von wertlos zu wertvoll

Wie fangen wir an, von wertlos zu wertvoll zu wechseln? Hier ein paar Fragen, über die es sich lohnt, einmal in Ruhe und Stille nachzudenken. Frage dich selbst:

• Bestimmen meine Leistungen, mein Aussehen, meine Finanzen, meine Anhänger, Auszeichnungen und Erfolge meinen Wert als Mensch?
• Können Liebe und Anerkennung von außen meine Wertlosigkeit heilen?
• Gibt es wertvolle und wertlose Menschen?

Und die wichtigste Frage:

• Hängt mein Wert wirklich von den Fähigkeiten und Kapazitäten einer anderen Person ab?

Mir wurde klar, dass andere Menschen genauso sind wie ich. Sie haben eine gewisse Kapazität für Liebe, Offenheit, Akzeptanz, Freundlichkeit, Ehrlichkeit und Mitgefühl. Ich glaube nicht mehr, dass ihre individuellen Fähigkeiten meinen Wert bestimmen.

 

Wo soll man anfangen?

Willst du deine Wertlosigkeitsmuster wirklich loslassen?
Wenn deine Antwort „nein“ ist, ist das in Ordnung. Abhängigkeit kann uns ein Gefühl von Sicherheit, Vertrautheit und Zugehörigkeit geben, auch wenn es zu Schmerzen führt. Wenn deine Antwort „ja“ ist, dann gibt es Arbeit zu tun. Soweit ich weiß, gibt es keine schnelle Lösung oder Abkürzung. Dich selbst zu finden und dich in deiner eigenen Haut, mit allen Unvollkommenheiten und allem anderen zu Hause zu fühlen, ist ein Prozess. Es braucht Zeit, Geduld, Hingabe und jede Menge Mut!

 

Der erste Schritt zur Überwindung von Wertlosigkeit

Meine Einladung ist, dass du damit beginnst, dein Wertlosigkeitsmuster zu beobachten. Achte einfach darauf und werde dir bewusst, wie es funktioniert und wie es dich beeinflusst. Achte auf dein Verhalten, deine Gedanken und deine emotionalen Reaktionen.

  • Achte darauf, wann du dein Selbstwertgefühl in die Hände einer anderen Person legst.
  • Sei dir bewusst, wenn ein anderer sein Selbstwertgefühl in deine Hände legt.
  • Wenn dein Selbstwertgefühl steigt oder sinkt, beobachte die Gründe dafür.
  • Wenn du dich „nicht gut genug“ fühlst, was sind dann deine innersten Gedanken?
  • Was tust du, wenn jemand oder eine Situation deine Wertlosigkeit ausgelöst? Wie reagierst du? Mit weinen, streiten, flehen? Beschuldigst du andere oder wirst du wütend? Verteidigst du dich oder greifst du an? Ärgerst du dich oder ziehst du dich zurück?
  • Welche Vermeidungsstrategien oder Süchte werden aktiviert? Social Media, Einkaufen, Alkohol, Essen, Schuldzuweisungen oder Selbstmitleid?
  • Wenn dein Selbstwertgefühl wiederhergestellt ist, frage dich, was diese Veränderung verursacht hat? Äußere Umstände? Andere Menschen? Sei freundlich mit dir selbst, während du dich beobachtest. Nimm eine Haltung neugierigen Interesses ein. Vielleicht magst du ein Tagebuch beginnen und deine Erkenntnisse aufschreiben.

 

Gehe tiefer und wenn du dran bleibst, werden sich die Dinge verändern.

Wie stark unser Gefühl der Unwürdigkeit ist, hängt von vielen Dingen ab. Fast immer spielt die Kindheit eine Rolle. Unsere Eltern, Familie, Lehrer und religiöse Autoritäten haben die Entwicklung unseres Selbstwertgefühls beeinflusst. In die Vergangenheit zu schauen und sie von Herzen zu verstehen und nachzufühlen ist ein grosser Schritt in Richtung Heilung.

Wenn du deine Muster mit Mitgefühl sehen kannst, beginnen die Veränderungen von ganz allein. Unterstütze dich selbst, indem du dich mit Gleichgesinnten verbindest Mit Menschen zu sprechen, die denselben Weg gehen, wird dich unterstützen und ermutigen. Ohne diese freundliche Unterstützung kann sich diese Reise ein wenig einsam anfühlen, weil die meisten Menschen mit dem, was ich hier geschrieben habe, nicht einverstanden sind. Die Mainstream-Meinung lässt uns glauben, dass andere uns Wertschätzung, Liebe, Loyalität und Respekt schulden. Unsere Kultur ermutigt uns, oberflächlich zu bleiben und uns auf ständige Befriedigung von außen zu verlassen, anstatt nach innen zu schauen.

 

Den Schmerz der Wertlosigkeit zu spüren ist eine Herausforderung

Sich unwürdig, nicht genug, irrelevant, unwichtig oder verlassen zu fühlen, ist ein sehr unangenehmes Gefühl. Es wird als Ablehnung empfunden und kann sich unerträglich anfühlen. Aber denke daran, dass du nicht allein damit bist. Sei mutig und stellen dich dem. Weglaufen löst nichts, es verschiebt das Problem nur.

Sei präsent und stelle dich dem emotionalen Schmerz – sei damit. Wende dich nach innen, anstatt nach außen zu schauen. Wenn meine Wertlosigkeit ausgelöst wird, lade ich mich ein, still zu sein und es ganz zu spüren. Es gelingt mir nicht immer. Der Fluchtdrang kann überwältigend sein. Wenn ich es aber doch schaffe, damit präsent zu sein, erlebe ich diese innere Aufruhr, Verwirrung und die schmerzhafte Emotionen. Ich ermutige mich, zu beobachten, zuzulassen und zu atmen. Und ich schreibe auf, was mein Verstand und meine Gefühle sagen. Wenn ich es schwarz auf weiß sehe, ist es einfacher, meine fehlgeleiteten Überzeugungen zu verstehen und zu hinterfragen. Dieses Verstehen ist kein intellektueller, sondern ein ganzheitlicher Prozess, der eine Transformation ermöglicht.

 

Dein Selbstwert lebt in dir selbst – nicht in einem anderen.

Zu entdecken, dass du allein für dein Selbstwertgefühl verantwortlich bist, bedeutet nicht, dass du dich nicht über die Liebe und Wertschätzung anderer freuen solltest. Es bedeutet nur, dass wir es nicht BRAUCHEN, um uns gut zu fühlen.

Wenn andere lieben, wer du bist, fantastisch.
Wenn nicht, wunderbar.
So oder so – du fühlst dich wohl.

Ich übe immer noch, und dann übe ich noch mehr. Es ist ein heikler und manchmal langsamer Prozess. Es gibt jedoch Momente, in denen ich ein Gefühl der Freiheit bekomme, einen Zustand, in dem es weder wertlos noch wertvoll gibt. Hat man davon erstmal einen flüchtigen Blick erhascht, ist man auf dem Heimweg.

 

Die wichtigste Frage

Ich untersuche Fragen in der Tradition der Selbst-Befragung (Self-Inquiry). Ich möchte dir empfehlen, dich zu fragen:
Hängt mein Wert wirklich von der Liebesfähigkeit eines anderen ab?

 

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